Was ist mit Kasachstans Reichtum passiert?
Wie kann ein Land wie Kasachstan, eines der reichsten Länder der Welt sein, während die meisten seiner Bevölkerung unter extremer Armut leiden?
Wie sieht der Besitz einiger Kasachen in einigen europäischen Hauptstädten aus?
Während Kasachstan vor Ungleichheit brennt, ist der Reichtum der Elite in London sicher und gesund.
London beherbergt Luxusimmobilien im Wert von rund 530 Millionen Pfund, die sich im Besitz der herrschenden Klasse des Landes befinden.
Die Proteste in Kasachstan begannen diese Woche zunächst ruhig.
Ein plötzlicher Preisanstieg für Flüssiggas, das wegen seiner geringen Kosten als Sekundärbrennstoff beliebt ist, führte dann allerdings zu öffentlichen Versammlungen in Städten im Westen Kasachstans, der Heimat des Rohstoffsektors des Landes.
Nur fünf Tage später scheint das System, das Kasachstans erste Familie, die Nasarbajews, und ihre Gefährten seit den 1990er Jahren gebaut haben, erschüttert zu sein.
Die Regierung ist zurückgetreten, der ehemalige Staatschef Nursultan Nasarbajew wurde seines Amtes als Vorsitzender des Sicherheitsrats des Landes enthoben.
Demonstranten haben versucht, im Ausnahmezustand das Regierungsgebäude zu stürmen.
Auf Anfrage von Präsident Kassym-Jomart Tokajew sind nun russische Truppen ins Land eingedrungen.
Laut einem Polizeisprecher sind in der Stadt Almaty Dutzende Demonstranten von Polizeibeamten getötet worden.
Wie sieht der Familienbesitz des kasachischen Präsidenten in London aus?
Viertausend Meilen entfernt in London liegen die britischen Vermögenswerte der kasachischen herrschenden Klasse.
Die Elite des zentralasiatischen Staates besitzt Luxusimmobilien in London und im Südosten von mindestens 530,4 Millionen Pfund, so die Daten, die in einem kürzlich veröffentlichten Bericht von Chatham House veröffentlicht wurden.
Etwa 330 Millionen Pfund dieses Luxusanwesens befinden sich im Besitz der Großfamilie Nasarbajew.
Der Umfang des Eigentums, das die kasachische Herrscherfamilie in London besitzt (nach unsere Information) zeigt, wie Großbritannien in die Handlungen dieses autoritären Regimes verwickelt ist.
Der Immobilienbestand der Nasarbajew-Großfamilie, zu der die ehemalige Präsidententochter Dariga Nasarbajewa, ihr Sohn Nurali Aliyev Nasarbajew, der milliardenschwere Schwiegersohn Timur Kulibajew und Kairat Boronbajew (ein kasachischer Geschäftsmann, dessen Tochter mit Nursultans Enkel Nasarbajew verheiratet war) gehört, reicht von einem 140 Millionen Pfund teuren Grundstück zwischen der Baker Street 215 und 237 bis hin zu einer Luxusvilla an der Londoner Bishops Avenue, bekannt als „Billionaires Row“.
Im Jahr 2007 kaufte Kulibayev das Herrenhaus “Sunninghill Park“ von Prinz Andrew – für 3 Millionen Pfund über dem geforderten Preis.
Das Familieneigentum von Nasarbajew hat zuvor die Aufmerksamkeit der britischen Strafverfolgungsbehörden auf sich gezogen.
Im Jahr 2020 erhob die National Crime Agency (NCA) gegen drei Immobilien ein Verfahren gegen Unexplained Wealth Order und behauptete, sie seien mit Geldern gekauft worden, die von Rakhat Aliyev, dem Vater von Nurali, veruntreut worden waren.
Dieser Fall wurde später von einem Richter des High Court verworfen, der die Behauptung der NCA als „unzuverlässig“ darstellte.
Aliyev sagte damals, dass die NCA „grundlose und bösartige rechtliche Schritte unternommen habe, einschließlich schockierender Verleumdungen gegen mich, meine Familie und mein Land“.
Andere Verbündete des Nasarbajew-Regimes haben ebenfalls Eigentum in Großbritannien erworben.
Eine Tochter des Kupfermagnaten Vladimir Kim, besitzt eine 27,5 Millionen Pfund teure Wohnung im One Hyde Park, der riesigen Luxusanlage am Rande der zentralen Grünfläche der Hauptstadt.
„Diese Zahl von 530 Millionen Pfund ist wahrscheinlich die Spitze des Eisbergs“, sagte Thomas Mayne, ein Gastwissenschaftler am Chatham House, der Korruption in Zentralasien erforscht hat.
„Wir haben erst Dank der Unexplained Wealth Order und den damit verbundenen Untersuchungen von einigen der großen britischen Immobilien erfahren. Es wird wahrscheinlich noch viel mehr geben.“
Aber es sind nicht nur Regime-Insider, die ihr Vermögen in London lagern.
Die Fähigkeit der Stadt, Vermögen zu speichern, hat auch ihre Gegner angezogen, darunter den Banker Mukhtar Ablyazov, dessen dramatischer Absturz dazu führte, dass die kasachische Regierung im letzten Jahrzehnt ihn in ganz Europa verfolgte.
Ablyazov, der die aktuellen Proteste öffentlich unterstützt hat, besitzt fünf Immobilien in der britischen Hauptstadt, von denen zwei jeweils 18 Millionen Pfund kosten.
Derzeit lebt er in Frankreich, nachdem er seinen Asylstatus im Vereinigten Königreich verlor, weil er sein Vermögen nicht offenlegen wollte.
„Der Staat wurde von der herrschenden Elite um die Familie Nasarbajew und ihre wichtigsten Mitarbeiter genutzt, um für diese wenigen Familien einen enormen Reichtum anzuhäufen. Und das haben sie durch ihre Kontrolle über die Öl- und Gasindustrie erreicht“, sagte John Heathershaw, außerordentlicher Professor für internationale Beziehungen an der University of Exeter und Mitautor des jüngsten Chatham-House-Berichts.
Er verweist auf den luxuriösen Lebensstil und den Reichtum der kasachischen Herrscherfamilie und ihrer Gefährten als möglichen Treiber der aktuellen Proteste.
Obwohl Präsident Nursultan Nasarbajew 2019 nach 29 Jahren im Amt zurücktrat, blieb sein System, die wirtschaftlichen Vorteile Kasachstans an die Elite und nicht an die Bevölkerung zu verteilen, bestehen.
Laut einem Bericht von KPMG aus dem Jahr 2019 besitzen 162 Menschen im Land 50% Anteil an seinem Vermögen.
Tatsächlich sind geheime Zahlungen und Offshore-Fahrzeuge seit langem ein Merkmal des Elitelebens in dem Land, wo US- und britische Energieriesen in den 1990er Jahren um den Zugang zu seinen Öl- und Gasfeldern kämpften.
„Was aus diesen Protesten hervorgeht, ist eine echte Kritik an der gesamten Natur der politischen Ökonomie des Landes“, sagte Heathershaw.
Wie der kasachische Journalist Dmitriy Mazorenko kürzlich gegenüber open Democracy betonte, hat sich die Ungleichheit im Land während der globalen Pandemie verschärft, als die offizielle Zahl der Milliardäre des Landes von vier auf sieben anstieg.
Andere mussten auf Kredite zurückgreifen, um zwischen hohen Preisen und Inflation über die Runden zu kommen .
Ob diese Kritik London erreicht, wird wahrscheinlich von der britischen Regierung und den Strafverfolgungsbehörden abhängen.
Bis Großbritannien die Verantwortung für die Erleichterung des Transfers extremen Reichtums durch Elitegruppen in autoritären Staaten übernimmt, werden die Spuren weiterhin zu Unternehmen der Britischen Jungferninseln, geheimen Aktienzuteilungen und Londoner Eigentum im Wert von mehreren Millionen Pfund führen.
Und das ist ein beschämender Ruf für „Global Britain“
